Seit mehr als 100 Jahren dient die Wendelstein-Zahnradbahn als sichere und bequeme Aufstiegshilfe auf einen der schönsten Aussichtsberge zwischen Chiemsee und Tegernsee. Der Bau einer elektrischen Zahnradbahn auf den Wendelstein kam während des Baus zwischen 1910 und 1912 einem technischen Wunderwerk gleich. Eine gewaltige Leistung damals war es, die schwierige Trasse zu realisieren - mit sieben Tunnels, acht Galerien, dreizehn Brücken und zahlreichen Stützmauern. Am 25. Mai 1912 wurde Deutschlands erste Hochgebirgsbahn feierlich dem Verkehr übergeben. Bei der Talfahrt mit der Zahnradbahn wird durch die Bremsenergie Strom erzeugt, der ins Versorgungsnetz der Wendelsteinbahn eingespeist wird. Dieser wird für die Bergfahrt des Gegenzuges genutzt.
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Nur eine Autostunde von München entfernt befindet sich am Wendelstein-Gipfel die Universitäts-Sternwarte der Fakultät für Physik der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) München. Jahrzehntelang als weltweit bekanntes Sonnenobservatorium im Einsatz, dient diese Station seit 1988 ausschließlich der Beobachtung nächtlicher Himmelsobjekte. Hierfür wurde zunächst ein Spiegelteleskop mit 80 cm Öffnung installiert. Ausgerüstet mit High-Tech-Instrumenten war das Teleskop in jeder klaren Nacht bis ins Frühjahr 2008 zur Durchführung wissenschaftlicher Programme im Einsatz. Seit Dezember 2011 ist ein 2 m Teleskop als Hauptinstrument des Observatoriums am Platz des ehemaligen 80 cm Teleskops im Einsatz. In internationaler Zusammenarbeit mit anderen Observatorien wird am Wendelstein mit seinen nachweislich hervorragenden "Seeing-Bedingungen" z.B. nach extrasolaren Planeten und dunkler Materie gesucht.
Wendelsteingipfel | 83735 Bayrischzell
Weithin sichtbar ist der rot-weiße Sendemasten des Bayerischen Rundfunks ein unverwechselbares Erkennungszeichen für den Wendelstein geworden. Bereits seit 1954 versorgt der Rundfunk Sender am Wendelstein als Deutschlands höchstgelegener Grundnetzsender fast ganz Oberbayern mit den unentbehrlich gewordenen Fernsehbildern und Hörfunkprogrammen. Mit seiner herausragenden Reichweite spielt der Sender Wendelstein für die Fernseh- aber auch die Radioversorgung in Südbayern eine bedeutende Rolle. Seit 2005 ist der Sendemast am Gipfel stattliche 60 m hoch. Mit einem spektakulären Helikoptereinsatz wurde die veraltete analoge Technik abgebaut und durch digitale ersetzt. In ihm befindet sich die Antenne, die das Fernsehprogramm seither in einer verbesserten Bildqualität ausstrahlt. Das technische Aufrüsten auf dem Wendelstein brachte außerdem eine größere Zahl an Fernsehprogrammen mit sich. Der Großteil der Technik ist jedoch in der Überwachungs- und Kontrollzentrale, fast 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels, untergebracht. Hier laufen die Fäden für das gesamte Sendernetz des Bayerischen Rundfunks zusammen.
Wendelsteingipfel | 83735 Bayrischzell
"Dass ma halt da herob'n des ganze Jahr in koa Kirchn ned kimmt." Das war der einzige Verdruss, den die Rosa Krimbacher, erste Wirtin des 1882 - 1883 erbauten Wendelsteinhauses, hatte. Beim leidenschaftlichen Wendelsteinfreund Max Kleiber, einem Kunstprofessor aus München, blieb diese Klage nicht ungehört. Von drei Bauern ließ er sich den Baugrund schenken, der Grundstein zum Bau der Wendelstein-Kirche wurde am 1. Juli 1889 gelegt. Unermüdlich suchte und fand Max Kleiber Spender, die den Bau der Wendelstein-Kirche finanzierten. Eines der kunstvoll gestalteten Glasfenster beinhaltet nun die Wappen derjenigen Orte und Länder, aus denen die meisten Spenden gekommen sind - sogar im weit entfernten Amerika fand Max Kleiber Unterstützer. Münchner Künstler schufen die neugotische Einrichtung. Das seinerzeit mit sieben Dukaten vergoldete Turmkreuz ist eine Spende des Münchner Hof-Posamentiers Ludwig Beck. Max Kleiber ließ es sich nicht nehmen und trug das 85 Pfund schwere Kreuz eigenhändig den Berg hinauf. Am 20. August 1890 weihte der Münchner Erzbischof Antonius von Thoma die Wendelstein-Kirche der Gottesmutter Maria, der Patrona Bavariae. Die Wendelstein-Kirche wurde im Jahr 1890 gemäß den Regularien des Pontifikales geweiht und gilt somit als Deutschlands höchstgelegene Kirche. Irrtümlicherweise wird die Kirche am Wendelstein oftmals als „Wendelstein-Kapelle“ bezeichnet. Das Kirchenrecht unterscheidet jedoch zwischen Kirche und Kapelle. Eine Kirche wie die am Wendelstein verfügt im Gegensatz zu einer Kapelle über entsprechende Rechte. Der Wendelstein verfügt über beides: Kirche und Kapelle. Ganz oben am Gipfel des Wendelsteins befindet sich die kleine Wendelinkapelle. Sie wurde 1718 von einem Bayrischzeller Bauern errichtet, aus Dankbarkeit für das Wiederauffinden seiner im Nebel verirrten Rösser.
Wendelstein 1 | 83735 Bayrischzell
In den späten 60er Jahren hatte der Tourismus in der Wendelsteinregion eine regelrechte Blütezeit. Die gute alte Zahnradbahn von Brannenburg konnte den Ansturm auf den Wendelstein alleine nicht mehr bewältigen. Besonders durch die zunehmende Gästezahl im Leitzachtal und in Bayrischzell selbst sah man die Notwendigkeit für den Bau einer zweiten Bergbahn gegeben. So wurde als Gegenstück zur geschichtsträchtigen Zahnradbahn eine moderne Großkabinen-Pendelbahn geplant, die den Wendelstein mit dem Leitzachtal verbinden sollte.
Nachdem eine Trassenführung direkt von Bayrischzell aus Gründen des Landschaftsschutzes abgelehnt worden war, fand man schließlich eine günstige Lösung mit einer Talstation im Bayrischzeller Ortsteil Osterhofen. Die Erschließung von Osterhofen aus erforderte nur eine einzige 75 Meter hohe Stütze. Baubeginn war schließlich am 12. September 1968. Nach anderthalb Jahren Bauzeit wurde die Wendelstein-Seilbahn am 20. Februar 1970 offiziell dem Verkehr übergeben.
Osterhofen 90 | 83735 Bayrischzell